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08.03.2007 | Oldtimer-Ralley auf den Spuren der Humpis
Am 1. Mai dieses Jahres ist Ravensburg Ausgangspunkt für eine ungewöhnliche Ralley. Sie führt 50 Maybach- und Mercedes-Oldtimer über die Alpen nach Bozen, Venedig und Mailand. In Reminiszenz an die Familie Humpis und ihren europaweiten Handel im Mittelalter folgt die Tour historischen Handelswegen und lässt die Teilnehmer zwei Städte entdecken, die für die Humpis und ihren Handel von zentraler Bedeutung waren: Venedig und Mailand.
Von 1380 bis 1530 stand die Ravensburger Familie Humpis einer der bedeutendsten Handelsgesellschaften Europas vor, die unter dem Namen Ravensburger Handelsgesellschaft oder Humpisgesellschaft bekannt geworden ist. Sitz der Familiengesellschaft war Ravensburg. In ganz Europa verfügte sie über insgesamt 13 Filialen (Gelieger), so in Venedig, Mailand, Genua, Barcelona, Brügge, Wien und andernorts. Hauptexportgut waren oberschwäbische Leintuche aus Flachsgarn. Im Gegenzug deckte sich die Gesellschaft in der Ferne mit Gewürzen, Baumwolle und feinen Textilien ein, die sie über ihre Niederlassungen wieder europaweit vertrieb.
Um Waren nach Venedig, neben Genua der wichtigsten Hafenstadt für den europäischen Fernhandel zu schaffen, führte die Ravensburger der Weg zu-nächst über den Arlberg und je nach Witterung über den Brenner oder den Reschenpass nach Bozen und über Trient weiter nach Venedig. Venedig war im Spätmittelalter für Pfeffer der wichtigste Markt. Zur Blütezeit des Ravensburger Venedighandels in der Mitte des 15. Jahrhunderts ist dort eine eigene Filiale mit ständigem Vertreter nachgewiesen. Später waren die Ravensburger mit einer Kammer im zentralen Handelhaus der deutschen Kaufleute vertreten, im Fondaco dei Tedeschi, worin sich heute die venezianische Post befindet. In Venedig kauften die Humpis neben Pfeffer insbesondere Baumwolle und Reis.
Um nach Mailand zu gelangen, benutzten die Ravensburger Fernhandelskaufleute je nach Witterung und Art der Waren die drei Pässe Septimer, Bernhardino und Splügen. Von Ciavenna kamen sie dann über Como nach Mailand. In der Stadt der Visconti und Sforza unterhielten die Humpis eine bedeutende Filiale über diese sie vor allem Draht, Stahl und feine Textilien wie Samt, Seide, Brokat und Damast erwarben. Mailand war für die Humpis zudem ein wichtiger Brückenkopf nach Genua. Die Hafenstadt war vor allem deshalb begehrt, weil dort ankommende Kaufleute direkt mit ihren Waren auf genuesischen oder fremden Schiffen das ganze Mittelmeer befahren konnten. Über Genua lief ein Großteil des bedeutenden Spanienhandels der Humpis insbesondere mit Baumwolle, Zucker und Safran.
Während allein ein Brief mit einer Bestellung nach Mailand annähernd acht Tage unterwegs war und die Waren nahezu zwei Wochen, werden die Ralley-Teilnehmer bereits nach vier Tagen wieder in Ravensburg erwartet.
Info: Seien Sie dabei, wenn die fünfzig Maybach- und Mercedes-Oldtimer am 1. Mai ab 14 Uhr zur technischen Fahrzeugabnahme auf den Marienplatz kommen, und dann um 16 Uhr der Rundkurs durch die Altstadt beginnt.
Dr. Andreas Schmauder